DR. H.C. REGINA JOSEPHA VON SIEBOLD
(1771-1849)
Regina Josepha von Siebold entschließt sich nach der Geburt ihres fünften Kindes den Beruf der Geburtshelferin in der Praxis ihres Ehemannes zu erlernen, um die Familie finanziell zu unterstützen. Durch eine Sondergenehmigung darf sie hinter einem Vorhang an den Vorlesungen der Universität Würzburg teilnehmen. 1807 absolviert sie ihr Examen in praktischer Entbindungskunst. Die Universität Gießen verleiht ihr 1815 als erster Frau in Deutschland die Ehrendoktorwürde.
Instrumente zur Geburtshilfe
um ca. 1800
Metall | Holz
Geburtshilfliche Sammlung Justus-Liebig-Universität Gießen
(v.l.n.r.) "Schlingenführer" | – | "Stumper Haken nach Levret" | –
DR. CHARLOTTE HEIDENREICH VON SIEBOLD
(1788-1859)
​Charlotte Heidenreich von Siebold erlernt bereits in ihrem Elternhaus das Handwerk der Geburtshilfe. Nach dem Medizinstudium in Göttingen legt sie das Examen 1814 vor dem großherzoglich-hessischen Medizinalkollegium ab. Sie wird 1817 mit einer Sondergenehmigung als erste Frau zur Promotion an der Gießener Universität zugelassen. Den Doktortitel der Geburtshilfe erhält sie für ihre Dissertation mit dem Titel: „Über Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter und über eine Bauchhöhlenschwangerschaft insbesondere“. Somit wird sie zur ersten promovierten Ärztin in Hessen.
PROF. DR. MARGARETE BIEBER
(1879-1978)8)
Margarete Bieber ist eine Pionierin des Frauenstudiums: an der Gießener Universität ist sie die erste Habilitandin, erste Privatdozentin, erste Ehrensenatorin und erste Frau, der eine ordentliche Professur in dem Fach Klassische Archäologie in Aussicht gestellt wird. Nachdem ihre Habilitationsschrift in Berlin abgelehnt worden ist, wird sie 1919 in Gießen angenommen. Ihre Universitätskarriere mündet 1931 in der Berufung zur ersten planmäßigen außerordentlichen Professorin Deutschlands. Ein Jahr später soll sie eine ordentliche Professur antreten, wird jedoch kurz darauf aufgrund ihrer jüdischen Abstammung unrechtmäßig aus dem hessischen Staatsdienst entlassen. 1934 emigriert sie in die USA. 1949 doziert sie als erste Frau an der Princeton University.
DR. MARIE VAERTING
(1880-1963)
Marie Vaerting studiert Mathematik im Hauptfach sowie Physik und Philosophie im Nebenfach. Kurz nach dem offiziellen Beginn des Frauenstudiums in Gießen 1908 verfasst sie als erste Frau an der Universität Gießen ihre Dissertationsschrift in der Mathematik, für die sie 1910 den Doktortitel verliehen bekommt. Zeitgleich veröffentlicht sie den autobiografischen Roman Haßkamps Anna. Ab 1919 publiziert sie unter dem Pseudonym Hermann Schulte-Vaerting politische und soziologische Abhandlungen.
DR. WERA KRILITSCHEWSKY
(1881-1944)
Wera Krilitschewsky absolviert bereits in ihrer Heimatstadt Odessa eine akademische Ausbildung zur Lehrerin. In Halle schließt sie 1902 zusätzlich ein Chemiestudium ab. Da in Halle nur Männer zur Promotion zugelassen werden, wechselt sie an die Universität Gießen, an der sie 1904 als erste Frau in der Chemie promoviert wird. Die Wissenschaftlerin jüdisch-russischer Abstammung wird trotz Konversion zum Christentum von den Nationalsozialisten verfolgt und nimmt sich 1944 das Leben.
DR. ELISABETH KREDEL
(1901-1999)
Elisabeth Kredel studiert in Gießen und Marburg Französisch, Englisch und alte Geschichte. An der Gießener Universität wird sie 1923 in der Romanistik promoviert und ist dort die erste Hochschulassistentin am Seminar für Romanische Philologie. 1931 entscheidet sie sich für den Schuldienst. Von 1942 bis zu ihrer Pensionierung 1965 unterrichtet sie an der Schillerschule in Friedberg. Als besondere Ehrung wird ihr Diplom zum 70-jährigen Doktorjubiläum 1993 erneuert.
DR. MILDRED HARNACK-FISH
(1902-1943)
Die Amerikanerin Mildred Harnack-Fish doziert bereits in ihrer Heimatstadt Milwaukee englische Literaturgeschichte bevor sie 1929 nach Deutschland kommt. Sie forscht in dem damals noch nicht etablierten Wissenschaftsgebiet der Amerikanistik. Ihre Dissertation reicht sie 1940 an der Gießener Universität ein. Gleichzeitig ist die Literaturwissenschaftlerin in einer Berliner Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus engagiert. 1943 wird sie von der Gestapo hingerichtet. 2015 wird das historische Studentenheim im Leihgesterner Weg 16 in Gießen nach ihr benannt.
PROF. DR. DR. H.C. LORE STEUBING
(1922-2012)
1958 wird Lore Steubing Assistentin am Botanischen Institut der Universität Gießen. Sie ist die erste Frau, der in der Schweiz 1966 ein Lehrstuhl angeboten wird. Als sie den Ruf aus Zürich erhält, wirbt die Gießener Fakultät um ihr Bleiben und stellt ihr ebenfalls einen Lehrstuhl in Aussicht. Daraufhin lehnt sie das Angebot in der Schweiz ab und hat ab 1969 eine Professur am neu gegründeten Institut für Pflanzenökologie der Universität Gießen inne. Es folgen Honorarprofessuren in China und Chile sowie eine Ehrendoktorwürde in Ungarn
PROF. DR. HELGE AGNES PROSS
(1927-1984)
Helge Agnes Pross studiert und promoviert an der Heidelberger Universität, bevor sie sich 1963 an der Frankfurter Universität habilitiert. Kurz darauf folgt sie dem Ruf an die Universität Gießen, an der sie bis 1976 als ordentliche Professorin für Soziologie maßgeblich am Aufbau des Soziologischen Seminars beteiligt ist. 1971 wird sie die erste Dekanin der Universität. Sie ist eine der ersten Frauen- und Geschlechterforscherinnen. Sie setzt sich für eine konsequente Gleichberechtigung ein, analysiert die Rolle der erwerbstätigen Frau und diskutiert öffentlich den § 218. Sie publiziert ihre Forschungsergebnisse mittels einer hohen Medienpräsenz und erreicht damit eine breite Öffentlichkeit.
PROF. DR. DR. H.C. ROSEMARIE VON SCHWEITZER
(geb. 1927)
An der Universität Frankfurt studiert Rosemarie von Schweitzer ab 1957 Soziologie, Philosophie, Erziehungswissenschaften und Agrarökonomie, bevor sie sich 1968 an der Universität Gießen habilitiert. Sie hat ab 1969 den Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbrauchsforschung inne. Im selben Jahr wird sie die erste geschäftsführende Direktorin eines Instituts der Universität. 2003 bekommt sie vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse für ihre besonderen Verdienste um Volk und Staat verliehen. Sie ist 30 Jahre lang Mitglied im wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
PROF. DR. H.C. WANGARI MUTA MAATHAI, PHD
(1940-2011)
​Die kenianische Professorin Wangari Maathai studiert Biologie und ist in den 1960er Jahren als Doktorandin an der JLU tätig. 1971 erlangt sie als erste Frau den Abschluss PhD der University of Nairobi. Der Gründerin des Aufforstungsprojektes Green-Belt-Movement wird 1992 die Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Veterinärmedizin der Universität Gießen verliehen. Für ihr Engagement in den Bereichen Demokratie, Menschenrechte und Umweltschutz erhält sie als erste Afrikanerin im Jahr 2004 den Friedensnobelpreis
PROF. DR. KATJA BECKER
(geb. 1965)
Katja Becker studierte an der Universität Heidelberg Medizin. Sie promovierte und habilitierte im Bereich der Biochemie, ebenfalls in Heidelberg. 1993 folgt die Approbation und 1998 die Facharztprüfung. Seit 2000 hat sie die Professur für Biochemie der Ernährung des Menschen an der Justus-Liebig-Universität Gieße inne. 2009 bis 2012 übernahm sie als erste Frau das Amt der Vizepräsidentin für Forschung an der JLU. Seit 2014 ist sie Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft.